1 - Legal Tech – Modewort oder Hype? [ID:28876]
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Legaltech. Warum sollte man sich als Student für Legaltech interessieren? Naja, zunächst

ist es so, Legaltech ist in aller Munde, es ist sozusagen ein Hype-Thema. Seit 2015 spricht

alle Welt von Legaltech. Ich persönlich glaube, dass jemand, der heute Jura studiert, sich

unbedingt mit dem Thema Legaltech befassen muss, denn in drei, vier, fünf Jahren spätestens

wird jeder Berufsalltag, jedes Juristen ohne Legaltech undenkbar sein. Das Kuriose ist,

die Lehrpläne derzeit sind noch ganz klassisch ohne Legaltech. Wenn Sie sich nicht freiwillig

für das Thema interessieren, Sie werden durch die Pflichtprogramme mit Legaltech nicht in

Berührung kommen. Legaltech als Wort ist letztendlich nichts anderes wie eine sozusagen

Komposition aus Legal Service und Technology. Es geht darum, Rechtsdienstleistungsprozesse

mit Computerunterstützung besser zu machen, effizienter zu machen, mehr Geld zu verdienen

mit Computereinsatz. Interessanterweise ist Legaltech nicht entstanden dadurch, dass irgendwer

eine besondere technologische Entwicklung gemacht hat und deswegen jetzt alle Welt Rechtsdienstleistungen

mit Computern verkaufen will. Nein, vielmehr war es so 2008, die Lehmenpleide hat dazu geführt,

dass wir wirtschaftlich in größte Schwierigkeiten geraten sind und die Großkanzleien hatten

Schwierigkeiten, ihre Honorare zu bekommen für die großen Unternehmenskaufverträge,

die großen Mergers. Also mussten die Großkanzleien umdenken und mussten effizienter werden, mussten

Computer einsetzen, um Manpower einzusparen, um letztendlich Rechtsdienstleistung günstiger

anbieten zu können.

Letztendlich gibt es tatsächlich Tools, die Verträge analysieren können. Früher mussten

sogenannte Associates, also junge Anwälte, hochbezahlt, ein Anführungszeichen, im Keller

sitzen und eine große Zahl von ihnen mussten unendlich viele Verträge lesen im Rahmen

eines Unternehmenskaufs, um die Risiken abschätzen zu können, die der Käufer eingeht, wenn er

das Unternehmen mit den entsprechenden Verträgen, die das Unternehmen geschlossen hat, kauft.

Heute lassen Großkanzleien diese Verträge, den sogenannten Data Room, durch Maschinen

analysieren und die Maschine spuckt sowas wie Excel-Tabellen aus, in denen aufgelistet

sind, welche Mietverträge existieren, wann laufen die Mietverträge aus, welche Mietzinsen

sind zu zahlen, wo sind die Mietobjekte. Es gibt andere Tools, die analysieren, welche

Immobilien sind bei dem Unternehmenskauf betroffen, welche Grunderwerbsteuer ist zu bezahlen,

diese Dinge. Der entscheidende Punkt ist, Legal Tech, die Tools sind letztendlich durch

die Praxis entstanden. Es ist also so, dass die Universitäten in dem Sinn wohl kaum

Grundlagenforschung zu Legal Tech anbieten. Es ist vielmehr so, dass die Großkanzleien,

dass also die Praxis, die Rechtspraxis angefangen hat, effizienter Gleichdienstleistung anzubieten

und Legal Tech-Tools entwickelt hat. Dadurch sind organisch viele verschiedene Tools entstanden,

die möglicherweise auch gar nicht gut miteinander kompatibel sind und die auch schwer zu kategorisieren

sind. Nun zum einen die, die ich schon genannt habe, also zum Beispiel die Tools, die Verträge

automatisch prüfen können im Sinne von kategorisieren von Verträgen, kategorisieren von Inhalten

von Verträgen. Es gibt aber auch Legal Tech-Tools, die im Grunde einfach nur Plattformen sind,

also Plattformen, bei denen sichergestellt wird, dass der Mandant den richtigen Anwalt

für seine Rechtsfrage findet oder dass Anwaltskanzleien für bestimmte spezielle Rechtsfragen spezielle

Anwälte sozusagen extern beauftragen können, um hier zu unterstützen. Es gibt andere Plattformen,

die letztendlich zum Beispiel wie Einkaufsgenossenschaften funktionieren, zum Beispiel Flightride. Also

viele Personen haben eine Verspätung mit dem Flugzeug, haben einen Schadensersatzanspruch,

wenn ich diese Ansprüche selber gelten mache, dann bin ich natürlich nur einer unter vielen,

die großen Gesellschaften haben vielleicht gar nicht unbedingt die Notwendigkeit sich

mit mir gütlich zu einigen. Wenn ich mich aber mit vielen zusammentue und wir sozusagen

eine Einkaufsgenossenschaft bilden, das heißt plötzlich viele gemeinsam über eine Plattform

ihre Ansprüche gegen einen großen Unternehmer gelten machen, dann habe ich natürlich bessere

Chancen auf Durchsetzung. Diese Plattformen funktionieren mit sogenannten regelbasierten

Systemen, das heißt es sind triviale juristische Geschäfte oder Ansprüche, die gut formalisierbar

sind, aber ich habe eine Unzahl von gleichartigen Fällen, sodass ich das Geschäft skalieren

Teil einer Videoserie :

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:08:52 Min

Aufnahmedatum

2021-01-26

Hochgeladen am

2021-01-26 22:49:58

Sprache

de-DE

Legal Tech ist in aller Munde, doch was steckt wirklich dahinter. Ist es bloß ein Hypethema oder sollten sich insbesondere angehende Juristen mit dem Thema befassen? Was verbirgt sich alles hinter Legal Tech und wie hat es sich entwickelt? Welche Bereiche berührt Legal Tech und wie kann man sich dem nähern? Antworten darauf liefert Notar und Lehrbeauftragter Prof. Dr. Axel Adrian.

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