Legaltech. Warum sollte man sich als Student für Legaltech interessieren? Naja, zunächst
ist es so, Legaltech ist in aller Munde, es ist sozusagen ein Hype-Thema. Seit 2015 spricht
alle Welt von Legaltech. Ich persönlich glaube, dass jemand, der heute Jura studiert, sich
unbedingt mit dem Thema Legaltech befassen muss, denn in drei, vier, fünf Jahren spätestens
wird jeder Berufsalltag, jedes Juristen ohne Legaltech undenkbar sein. Das Kuriose ist,
die Lehrpläne derzeit sind noch ganz klassisch ohne Legaltech. Wenn Sie sich nicht freiwillig
für das Thema interessieren, Sie werden durch die Pflichtprogramme mit Legaltech nicht in
Berührung kommen. Legaltech als Wort ist letztendlich nichts anderes wie eine sozusagen
Komposition aus Legal Service und Technology. Es geht darum, Rechtsdienstleistungsprozesse
mit Computerunterstützung besser zu machen, effizienter zu machen, mehr Geld zu verdienen
mit Computereinsatz. Interessanterweise ist Legaltech nicht entstanden dadurch, dass irgendwer
eine besondere technologische Entwicklung gemacht hat und deswegen jetzt alle Welt Rechtsdienstleistungen
mit Computern verkaufen will. Nein, vielmehr war es so 2008, die Lehmenpleide hat dazu geführt,
dass wir wirtschaftlich in größte Schwierigkeiten geraten sind und die Großkanzleien hatten
Schwierigkeiten, ihre Honorare zu bekommen für die großen Unternehmenskaufverträge,
die großen Mergers. Also mussten die Großkanzleien umdenken und mussten effizienter werden, mussten
Computer einsetzen, um Manpower einzusparen, um letztendlich Rechtsdienstleistung günstiger
anbieten zu können.
Letztendlich gibt es tatsächlich Tools, die Verträge analysieren können. Früher mussten
sogenannte Associates, also junge Anwälte, hochbezahlt, ein Anführungszeichen, im Keller
sitzen und eine große Zahl von ihnen mussten unendlich viele Verträge lesen im Rahmen
eines Unternehmenskaufs, um die Risiken abschätzen zu können, die der Käufer eingeht, wenn er
das Unternehmen mit den entsprechenden Verträgen, die das Unternehmen geschlossen hat, kauft.
Heute lassen Großkanzleien diese Verträge, den sogenannten Data Room, durch Maschinen
analysieren und die Maschine spuckt sowas wie Excel-Tabellen aus, in denen aufgelistet
sind, welche Mietverträge existieren, wann laufen die Mietverträge aus, welche Mietzinsen
sind zu zahlen, wo sind die Mietobjekte. Es gibt andere Tools, die analysieren, welche
Immobilien sind bei dem Unternehmenskauf betroffen, welche Grunderwerbsteuer ist zu bezahlen,
diese Dinge. Der entscheidende Punkt ist, Legal Tech, die Tools sind letztendlich durch
die Praxis entstanden. Es ist also so, dass die Universitäten in dem Sinn wohl kaum
Grundlagenforschung zu Legal Tech anbieten. Es ist vielmehr so, dass die Großkanzleien,
dass also die Praxis, die Rechtspraxis angefangen hat, effizienter Gleichdienstleistung anzubieten
und Legal Tech-Tools entwickelt hat. Dadurch sind organisch viele verschiedene Tools entstanden,
die möglicherweise auch gar nicht gut miteinander kompatibel sind und die auch schwer zu kategorisieren
sind. Nun zum einen die, die ich schon genannt habe, also zum Beispiel die Tools, die Verträge
automatisch prüfen können im Sinne von kategorisieren von Verträgen, kategorisieren von Inhalten
von Verträgen. Es gibt aber auch Legal Tech-Tools, die im Grunde einfach nur Plattformen sind,
also Plattformen, bei denen sichergestellt wird, dass der Mandant den richtigen Anwalt
für seine Rechtsfrage findet oder dass Anwaltskanzleien für bestimmte spezielle Rechtsfragen spezielle
Anwälte sozusagen extern beauftragen können, um hier zu unterstützen. Es gibt andere Plattformen,
die letztendlich zum Beispiel wie Einkaufsgenossenschaften funktionieren, zum Beispiel Flightride. Also
viele Personen haben eine Verspätung mit dem Flugzeug, haben einen Schadensersatzanspruch,
wenn ich diese Ansprüche selber gelten mache, dann bin ich natürlich nur einer unter vielen,
die großen Gesellschaften haben vielleicht gar nicht unbedingt die Notwendigkeit sich
mit mir gütlich zu einigen. Wenn ich mich aber mit vielen zusammentue und wir sozusagen
eine Einkaufsgenossenschaft bilden, das heißt plötzlich viele gemeinsam über eine Plattform
ihre Ansprüche gegen einen großen Unternehmer gelten machen, dann habe ich natürlich bessere
Chancen auf Durchsetzung. Diese Plattformen funktionieren mit sogenannten regelbasierten
Systemen, das heißt es sind triviale juristische Geschäfte oder Ansprüche, die gut formalisierbar
sind, aber ich habe eine Unzahl von gleichartigen Fällen, sodass ich das Geschäft skalieren
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:08:52 Min
Aufnahmedatum
2021-01-26
Hochgeladen am
2021-01-26 22:49:58
Sprache
de-DE
Legal Tech ist in aller Munde, doch was steckt wirklich dahinter. Ist es bloß ein Hypethema oder sollten sich insbesondere angehende Juristen mit dem Thema befassen? Was verbirgt sich alles hinter Legal Tech und wie hat es sich entwickelt? Welche Bereiche berührt Legal Tech und wie kann man sich dem nähern? Antworten darauf liefert Notar und Lehrbeauftragter Prof. Dr. Axel Adrian.